IQNA

Entweihung des Korans und Frage der Grenzen der Meinungsfreiheit

10:49 - August 05, 2023
Nachrichten-ID: 3008825
Die Grenzen der Freiheit können ein nie endendes Thema sein, aber Redefreiheit bedeutet nicht, dass man anderen schadet. Hass ist einer dieser Schäden. Das öffentliche Verbrennen des heiligen Buches ist nichts anderes als eine Demonstration des Hasses gegen Muslime.

Laut IQNA unter Berufung auf Daily Sabah diskutierte der Nachrichtensprecher und Kolumnist dieser türkischen Zeitung Yusuf Ziya Durmus in einem Artikel die Verbrennung des Korans und Schändung islamischer heiliger Stätten in Europa und schrieb: „Es scheint, dass Beleidigung von geliebten Werten von Millionen von Menschen zum neuen Hobby von Randgruppen in Europa geworden ist.

Die Reihe der Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark löste natürlich den Zorn von Muslimen auf der ganzen Welt aus. Mit Unterstützung der Gesetze zur Meinungsfreiheit planen einige Aktivisten ebenfalls die Thora in Schweden zu verbrennen.

In beiden skandinavischen Ländern gibt es Gesetze zur freien Meinungsäußerung, die es rechtsextremen oder anderen extremistischen Gruppen ermöglichen provokative Aktionen durchzuführen. Daher werden die Vorfälle und die daraus resultierenden Proteste in der islamischen Welt lediglich auf eine beispiellose Debatte über die Grenzen der Freiheit reduziert wenn sie Grenzen hat.

Um Vielfalt in einer nachhaltigen multikulturellen Gesellschaft zu erreichen, auf die die europäischen Länder stolz sind, ist es wichtig die Werte aller zu respektieren unabhängig von ihrer Herkunft.

Die Grenzen der Freiheit können ein nie endendes Thema sein, aber der allgemeine Konsens in der Gesellschaft ist, dass Redefreiheit nicht bedeutet, dass man auch die Freiheit hat anderen Schaden zuzufügen. Hassrede ist eine dieser schädlichen Praktiken. Ein Buch Gottes wie den Koran öffentlich zu verbrennen ist nichts anderes als eine Demonstration des Hasses gegen Muslimen.

 

Grenzen der Freiheit gingen verloren

In Bezug auf die Freiheitsgesetze gibt es in Schweden nur minimale Gesetze und Vorschriften zum Schutz religiöser Minderheiten. Sie glauben an den Grundsatz der Religionsfreiheit und respektieren den individuellen Glauben in einem säkularen Land, aber es verschwinden die Grenzen der Freiheit.

Kann jemand das Recht erhalten die Bibel zu verbrennen, während ein anderes Gesetz eine Religion unterstützt, die auf genau diesem Buch basiert? Tatsächlich besagt die schwedische Verfassung, dass jeder die Freiheit haben sollte, seine Religion auszuüben,während ein anderer Artikel besagt, dass öffentliche Institutionen die Diskriminierung von Menschen aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe, nationaler oder ethnischer Herkunft und Sprache bekämpfen müssen. Die Beleidigung religiöser Werte ist eindeutig in der Definition von Diskriminierung enthalten, die in diesem Zusammenhang besser als Intoleranz beschrieben werden kann.

Im Fall Schwedens muss das Land also seine widersprüchlichen Gesetze überarbeiten und aufhören, so zu tun als sei die Beleidigung einer Religion freie Meinungsäußerung und nicht Intoleranz.

Die schwedischen und dänischen Behörden kritisierten die Koranverbrennung schnell, aber die Schändung heiliger Bücher wird laut dem schwedischen Außenminister Tobias Billström bestenfalls als Akt der Beleidigung und Schändung angesehen. Indem sie diese Aktionen verurteilten vermieden sie es über die Grenzen der Freiheit zu diskutieren.

In einer Zeit zunehmender Islamophobie ist die Entweihung des Korans für antiislamische Gruppen eine einfache Möglichkeit, Gläubige oder diejenigen, die die Rechte anderer respektieren zu verärgern und sich gleichzeitig bequem vom Gesetz schützen zu lassen. Sie wissen, dass sie im Westen nicht so sehr kritisiert werden und sogar als Helden angesehen werden, die für Meinungsfreiheit kämpfen.

Ein rechtsextremer Aktivist wie Rasmus Paludan, der die verrückten Koran-Verbrennungen auslöste ist derselbe dänisch-schwedische Politiker, der von dänischen Gerichten in mindestens drei verschiedenen Fällen wegen rassistischer Straftaten für schuldig befunden wurde.

Das Ziel von Paludan und seinesgleichen besteht darin, Muslime zu Gewalttaten gegen sich selbst und ihre Unterstützer anzustiften und etztlich gelang es ihnen, Muslime als barbarische Gruppe darzustellen, die mit westlichen Werten wie der Meinungsfreiheit unvereinbar ist.

 

Aufstieg der extremen Rechten

Allerdings zielen diese Aktionen, vielleicht unbewusst, darauf ab, die Regeln der Freiheit auf die Probe zu stellen. Wenn Sie in einer Welt ohne Gefühle, Würde und Religion leben, ist diese kostbare Freiheit heilige Schriften zu entweihen völlig in Ordnung. Aber selbst dann ist es ein schmaler Grat, Menschen durch Unfug zu verärgern und dem Extremismus den Weg zu ebnen.

Die Rechtsextremen bauten in den letzten Jahren eine wachsende Anhängerschaft auf und manifestieren ihre Islamophobie in Angriffen auf Muslime auf dem Kontinent wie der türkische Außenminister Hakan Fidan kürzlich die „Koranverbrennungen“  treffend als Epidemie bezeichnete.

In einer Pressekonferenz mit seinem ungarischen Amtskollegen am vergangenen Freitag sagte er: „Alles beginnt mit der Bücherverbrennung. Wir wissen, was (in der Vergangenheit) nach den Bücherverbrennungen in Europa geschah. Danach wurden Zwangsarbeitslager eingerichtet.

Als Nazi-Sympathisanten Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs damit begannen öffentlich Bücher zu verbrennen ähnelten sie auffallend der Denkweise der heutigen Paludaner: Die Juden, Liberalen oder Linken, die die Bücher schrieben waren kein Teil der deutschen Identität. Im heutigen Europa sind Muslime nicht Teil der nationalen Identität Schwedens, Dänemarks, Deutschlands, Frankreichs oder eines anderen Landes, so die Anti-Einwanderungsideologie der extremen Rechten.

Glücklicherweise gibt es in diesen Ländern auch Gesetze gegen Hassreden, die Rassisten jedoch nicht daran hindern können Muslime Einwanderer oder jeden, den sie als Ausländer betrachten zu beleidigen. Einer Gruppe von Menschen eine Bibel zu verbrennen, kommt einer Hassrede gleich.

Es ist erstaunlich, dass Rechtsextremisten und Rassisten Gesetze anfechten, die ihre Hassreden und verbalen Angriffe verbieten, während das öffentliche Verbrennen von heiligen Schriften legal ist!

Übersetzt von Mohammad Hasan Gudarzi

Übertragen vom Perischen ins Deutsche von Stephan Schäfer

 

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